Stirb schneller, Liebling

Die Rezension von Inge Müller für den Kreisanzeiger:
Die Hölle auf Erden und die verspätete Versöhnung im Himmel inszenierten die „Dauemer Bühnendrachen“ unter der Regie von Helmut Müller jetzt gleich zweimal in der ausverkauften Dauernheimer Gemeindehalle. Die Kriminalkomödie „Stirb schneller, Liebling“ von Hans Schimmel war zugleich eine Jubiläumsaufführung, denn man versteht sich bereits im 20. Jahr darauf, das Publikum von nah und fern zu begeistern, und zieht immer wieder auch Theaterfreunde und Schauspielerkollegen aus der Region an. Mit dem Dauer-Ehezwist zwischen dem Toilettenpapierfabrikanten Kurt Kniesebeck (Georg Wilhelm Gilbert) und seiner Gattin Paula Kniesebeck (Susi Wirth) sprach die brillant und überzeugend agierende Truppe zudem ein Thema an, das mancher im Saal aus eigener Erfahrung kennen mochte, wenn auch natürlich nicht derart auf die Spitze getrieben: Sie strebt – unterstützt von ihrer mannstollen besten Freundin Luise Koschnick (Jessica Berdick) –  in die oberen Etagen der Gesellschaft, wobei sein Geld zwar nützlich, die Art seines Gewerbes aber eher hinderlich ist. Er fühlt sich seit vielen Jahren unterschätzt und unverstanden, nur noch verteidigt von seiner Schwester Caroline Kniesebeck (Rita Heigl), sucht sein Heil im Fußball und in der fast unvermeidlichen Affäre mit seiner Sekretärin Susanne Aulendorf (Lisa Körpert), die allerdings ebenfalls nur Geld und Status des Fabrikanten im Sinn hat. Und so quälen die beiden Protagonisten im Hause Kniesebeck einander drei Akte lang mit zunehmenden Bosheiten, fiesen Witzen und Unterstellungen, fliegenden Tassen und Vasen – und schmieden beide im Hintergrund längst an ihren Mordplänen. Sowohl Kurt als auch Paula Kniesebeck haben nämlich die beiden professionellen Killer Carlos Santanios (Marvin Störzle) und Tamara Kalikowa (Carmen Weibrecht) aufeinander angesetzt, ohne zu wissen, dass das Duo ohne jegliche einschlägige Vorerfahrung daherkommt. Kein Wunder, dass scharfgeschliffene Tomatenmesser, fallende Föne, aalglatte Bohnerwachstreppen und gezielte Indianerpfeile ihre Wirkung verfehlen. Und so obliegt es letztlich den Hausangestellten, unfreiwillig, dafür mit einem Schlag, den Showdown einzuläuten: Das extrem kurzsichtige Dienstmädchen Agnes (Brigitte Pietsch), der nobel-distinguierte Butler Johann (Hans Peter Kindel) und der verhinderte Haustechniker Giovanni (Fredy Magenheimer-Winter) sind solo wie im Zusammenspiel das Sahnehäubchen des Stückes, wirken befreiend und erheiternd inmitten des ehelichen Schlagabtauschs der Kniesebecks. So zieht Johann sofort das Interesse von Hausfreundin Luise Koschnick auf sich, die mit dem Ausruf „Finger weg vom Butler“ immer wieder zur Räson gebracht werden muss. Dienstmädchen Agnes rennt beständig gegen Türen und Wände, begießt die Glatze des Hausherrn und wirft rohen Fisch statt Ananas in den Mixer, während Giovanni das Sommerhaus der Herrschaft ruiniert, den tropfenden Wasserhahn zum Swimmingpoolprojekt umfunktioniert und das Edelporzellan des Hauses der Waschmaschine anvertraut. Giovanni ist es letztlich auch, der im Verein mit dem korrekten Johann und dem unschuldigen „Versicherungskasten“ das Ehepaar Kniesebeck ins Jenseits befördert, wo man einander im golddurchwirkten Engelsgewand vor Sternenkulisse wiederbegegnet und sich fragt, ob man so viel Frieden nicht besser bereits auf Erden realisiert hätte. In diesem Punkt lagen auch bei aller Heiterkeit der Tiefgang und die Botschaft der lebhaften Kriminalkomödie, die beide bestens ankamen, wie der begeisterte Applaus und Bemerkungen wie: „Warum denn nicht gleich so?“ im Saal unterstrichen.
 
Den Prolog besorgten Robin Rullmann als Bühnenazubi und Melanie Hess als Putzfrau, die beide feststellten, das nachfolgende Theaterstück sei derart lustig, dass man sich die sonst obligatorischen Querschläger in Richtung Ranstadt diesmal sparen könne. Als Souffleuse war Gabi Schmidt, in der Maske Jutta Grützmacher unverzichtbar, in der Technik wirkten diesmal Andre Walerian und Basharat Tayyab, den Bühnenbau besorgte das Schauspielteam gemeinsam. Zum Abschluss und unter dem Beifall des Publikums überreichte Regisseur Helmut Müller allen Darstellern und Helfern je eine Rose – sowie eine Rolle Toilettenpapier aus dem Hause Kniesebeck.    

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